Im Profil

Hochmodern - kompetent - unaufgeregt

24.11.2019 | 08:52

Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie (EG)
Von Leberfleckentfernung über Fehlbissbegradigung bis hin zur plastisch-ästhetischen Chirurgie. Dr. Thomas Fröschl und
Dr. Stefan Steckeler
Telefon (07321) 2 45 64

Öffnungszeiten
Montag, Dienstag, Donnerstag
8 Uhr bis 13 Uhr
14.30 Uhr bis 17.30 Uhr
Mittwoch 8 Uhr bis 14 Uhr
Freitag 8 Uhr bis 13 Uhr

Zahnheilkunde (1. OG)
Dr. Boris Kraski
Telefon (07321) 2 27 57

Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag
8 Uhr bis 12 Uhr
14 Uhr bis 18 Uhr
Freitag 8 Uhr bis 13 Uhr

Praxis am Brenzpark
Kurze Straße 7
89522 Heidenheim a. d. Brenz

www.praxis-am-brenzpark.de

In einem der insgesamt zwölf Behandlungszimmer setzt Dr. Stefan Steckeler ein Zahnimplantat ein, später wird er einem Patienten einen Tumor vom Nasenrücken entfernen. Im Operationssaal nimmt Dr. Thomas Fröschl derweil unter Vollnarkose des Patienten eine aufwändige Zahnsanierung vor. Und einen Stock höher führt Dr. Boris Kraski seine Hände mittels Blick durch ein Mikroskop Richtung Wurzelkanal einer weiteren Patientin. Alles gehört zusammen. Unter das gemeinsame Dach der Praxis am Brenzpark in Heidenheim. Dort legt man Wert auf einen fairen Umgang und das Wohlbefinden der Patienten.

Über zwei Stockwerke hinweg vereinen sich Zahnheilkunde sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie). Die Möglichkeiten der Behandlung sind auf diese Weise umfassend. „Für den Patienten hat das nur Vorteile“, sagt Dr. Steckeler, der die Praxis 1997 eröffnete. Zwei Jahre später trat Dr. Fröschl als Partner mit ein. Und 2011 gründeten sie zusammen mit Dr. Boris Kraski die heutige Praxis am Brenzpark.

Modernste Apparaturen sind das eine. Zum Beispiel für die digitale Volumentomographie (DVT) für hochaufgelöste 3-D-Bilder auf dem Monitor am Behandlungsstuhl. Wie auch die aufwändige Aufbereitung von Sterilgut sowie die neuesten Diagnose- und Therapieverfahren. Hochmoderne Technik kommt zum Einsatz. Der andere Faktor, dem die drei Praxiseigentümer einen genauso großen Stellenwert einräumen, ist das Wohlbefinden der Patienten.

Ein Blick ins Behandlungszimmer: Eine Implantat-Verankerung steht an. „Wenn irgendetwas sein sollte, einfach melden. Sie werden hier nicht malträtiert“, stimmt Dr. Steckeler seinen Patienten ein. Angenehm, unaufgeregt. Während er zur Tat schreitet, ist der Chirurg ständig in Kommunikation mit seinem Patienten. Und zwar immer vorbereitend auf das, was dieser im nächsten Moment wahrnehmen wird. „Jetzt kratzt und schabt es gleich etwas.“ „Nicht erschrecken.“ „Das ist nichts Schlimmes.“ Dr. Steckeler nimmt dabei stets die Perspektive des Patienten ein. Der sieht nichts, hört und fühlt dafür umso mehr. „Sie müssen die Leute schrittweise mitnehmen“, erklärt der Doktor später.

Zum älteren Herrn mit dem Tumor auf dem Nasenrücken sagt er etwas, das ein besonderes Einfühlungsvermögen unterstreicht. Es ist nicht die Frage: „Alles gut bei Ihnen?“ Sondern das, was Dr. Steckeler auf die Bejahung des Patienten hin nachschiebt: „Bei uns auch.“ In sehr ruhigem, Sicherheit gebendem Ton. Um dem Mann klarzumachen, dass alles läuft wie geplant.

In der Praxis am Brenzpark versteht man sich als Partner und Begleiter der Patienten. Diese Einstellung leben die Chefs ihren 30 Mitarbeitern vor. Was sich auf die Atmosphäre in den Praxisräumen niederschlägt. Freundlich, offen, ruhig geht es hier zu. Die großzügige, helle wie moderne Architektur der sich auf zwei Etagen verteilenden 900 Quadratmeter trägt ganz sicher ihren Teil dazu bei. Doch liegt der Kern wie so oft in der Einstellung. „Der Patient merkt sehr wohl, ob er nur als Nummer gesehen wird, der die Kohle mitbringt. Das ist nicht unsere Philosophie“, sagt Dr. Steckeler, und weiter: „Die Qualität muss stimmen. Der Patient steht im Mittelpunkt, wir sind für ihn da.“ Dr. Fröschl setzt auf Fairness, ausreichend Information und Selbstbestimmung: „Es soll sich kein Patient über den Tisch gezogen fühlen.“

Nur vereinzelt sitzen Patienten im Wartebereich. Und das, obwohl bis zu 160 am Tag in die Praxis bestellt werden. Wenn der Warteraum leer und jeder in der Praxis beschäftigt ist, läuft’s richtig – so die Devise. Und dass es meist nahezu perfekt läuft, liegt daran, „dass wir gut organisiert sind“, sagt Dr. Kraski. Der Teamgedanke stehe im Vordergrund. „Ohne die Mädels würde nichts funktionieren.“

Der Wartebereich ist übrigens in der Praxis am Brenzpark bewusst offen gehalten. „Damit wir immer sehen können, wieviele Leute gerade warten. Und ob es diesbezüglich mal brennt“, erläutert Dr. Fröschl. Das komme jedoch so gut wie nie vor.

Ein letzter Blick zurück zum Implantat-Patienten. Der hat gerade seine digitale Kontroll-Röntgenaufnahme hinter sich. Dr. Steckeler schaut auf den Monitor, lächelt und sagt: „Wie gemalt.“ Genauso unaufgeregt wie mit dem Skalpell in der Hand. Das kommt an beim Patienten, der meint: „Er gibt die Ruhe, die er hat, an einen weiter.“

"ZEIT UND ZUWENDUNG SIND MINDESTENS GENAUSO WICHTIG."

Evidenzbasierte Medizin (EBM) ist eine relativ junge Entwicklungsrichtung. Sie fordert, dass patientenorientierte Entscheidungen bezüglich der medizinischen Behandlung nach Möglichkeit auf Grundlage wissenschaftlicher Studien (RCT) erfolgen, die die Wirksamkeit der Behandlung belegen. Dr. Stefan Steckeler von der Praxis am Brenzpark erläutert im Interview, welche Schwachpunkte das System hat, was dies für unser Gesundheitssystem bedeutet und, was mindestens genauso wichtig für Patienten ist, wie diese in der Praxis dennoch davon profitieren können.

Herr Dr. Steckeler, Ihnen liegt die Aufklärung über eine spezielle Entwicklung im Gesundheitssystem am Herzen. Welche?

Dr. Stefan Steckeler: In den vergangenen 20 Jahren hat sich mit der EBM eine Entwicklung durchgesetzt, die erstaunlicherweise kaum jemand wahrnimmt: Neben einem Paradigmenwechsel in der wissenschaftlichen Praxis ist es zu einer spürbaren Verschiebung der etablierten Hierarchien im Gesundheitssystem sowie zu einer neuen biopolitischen Situation mit Ökonomisierung und Standardisierung der Medizin gekommen.

Inwiefern?

Zunächst einmal kann man EBM heute als die Legitimation ärztlichen Handelns verstehen. Systematische Recherchen, deren Bewertung und die Aufbereitung von Studienergebnissen machen den Wissenstransfer aus der klinischen Forschung in den klinischen Praxisalltag transparenter, schneller und einfacher. Doch neben der Funktion als Mittel zum medizinischen Wissenstransfer geht EBM weit darüber hinaus und hat somit direkt oder indirekt Auswirkungen auf Politik und den Gesundheitsmarkt und umgekehrt!

Wo genau liegt denn nun das Problem?

Stark verkürzt möchte ich auf drei Aspekte hinweisen:

1. Die medizinische Wirklichkeit läuft Gefahr, zunehmend zu einer Welt studienformatierter Probleme zu werden, oder anders ausgedrückt: Eine randomisierte klinische Studie (RCT) eignet sich besonders gut zur Darstellung signifikanter Effekte, wenn sie möglichst präzise kalkulierte Fallzahlen, einen definierten Endpunkt, einen knappen Beobachtungszeitraum und eine überschaubare Studiengröße hat. Doch ein solches Studiendesign spiegelt selten den medizinischen Alltag, zum Beispiel in der Geriatrie (Altersmedizin), wider, wo allein die Vielzahl der eingesetzten Medikamente eine Studiengruppenbildung verhindert.

2. Stichwort individualisierte Medizin: Hochmoderne molekularmedizinische, gentechnische Therapien erzeugen nahezu täglich „EBM Studien“ mit einer Fallzahl N=1; also genau das Gegenteil von EBM.

3. Philosophisch-ethisch gesehen degradiert EBM den Patienten als Individuum zu einem „Datenlieferanten“ und ignoriert seine persönliche Erfahrungs- und Wirklichkeitswelt mit seiner Krankheit.
Punkt eins ist ein Wissenschaftsthema und muss dort bearbeitet und gelöst werden. Punkt zwei ist deutlich komplexer, hier sind Wissenschaft, aber auch Politik und Gesellschaft gefordert. Es bedarf eines breiten Konsens, wollen wir hier zukunftsfähige, bezahlbare Lösungen bekommen. Punkt drei ist wiederum ein Problem aller, denn schließlich sind wir alle einmal Patienten! Und erst im Kranksein erfahren wir, was Gesundheit für ein Gut ist, was es bedeutet, fremdbestimmt zu sein und seine Autonomie zu verlieren.
 

Was schließen Sie daraus?
EBM ist der aktuell gültige Standard in der Medizin, den es aber auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu gestalten gilt. Leider findet das meist hinter verschlossenen Türen statt und findet kaum den Weg in die Öffentlichkeit. Das müssen wir ändern! Wir brauchen einen breiten öffentlichen Diskurs!

Und die Lösung?
In unserer pluralistischen Gesellschaft gibt es wahrscheinlich viele Lösungen. Aber für mich bedeutet es, sich für jeden Patienten die Zeit zu nehmen, die er braucht, um sich über seine Krankheit und die möglichen Therapien klar zu werden. Das gelingt mal mehr und mal weniger. Es bedeutet aber in jedem Fall, seine Ängste und Sorgen ernst zu nehmen und nicht einfach leitliniengerecht eine Therapie überzustülpen, die er nicht versteht oder gar nicht will. Das heißt: In der Praxis kann EBM nur funktionieren, wenn die Patientenautonomie respektiert wird, also Zeit und Zuwendung in gleichem Maße wie die statistischen Erkenntnisse und daraus resultierende Therapien betont werden. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

Und in Ihrer Praxis läuft das so?
Wir versuchen, das zuzulassen. Unser Alltag ist natürlich von einem großen Anteil Routinemaßnahmen dominiert. Doch ist der gut organisiert, bleibt Zeit für die schwierigen Fälle, wo wir uns die Zeit nehmen, die der Patient braucht. Alles ist dem obersten Prinzip des Patientenwohles untergeordnet.

Ist das nicht immer so?

Nein, ich glaube nicht. Schauen Sie nur in die Wartezimmer: Liegt die durchschnittliche Wartezeit höher als eine halbe Stunde, bedeutet das ein schlechtes Zeitmanagement und damit zunehmenden Druck auf Personal und Ärzte. Das muss sich zwangsläufig auf die Zuwendung auswirken.

Interview: Markus Brenner
Fotos: Andreas Wegelin

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